Ein Schwerpunkt des Engagements der Wolfgang Suwelack-Stiftung lässt sich unter dem Stichwort Riga zusammenfassen. 1941/42 sind Tausende von westfälischen Jüdinnen und Juden in das „Reichsjuden-Ghetto“ im lettischen Riga deportiert worden. Die meisten der ca. 35.000 Menschen, die aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei verschleppt worden sind, wurden im Ghetto in der „Moskauer Vorstadt“ und in den Stadtwäldern von Riga ermordet.
Unter den nach Riga Deportierten befanden sich auch die Billerbecker Geschwister Rolf-Dieter und Eva Eichenwald mit ihren Eltern Ruth und Otto Eichenwald. Das Erschrecken über das ungeklärte Schicksal der Kinder Eichenwald, die Empörung über das Vergessen und Verdrängen vor Ort führte mit zur Gründung der Suwelack-Stiftung. Die Kinder Eichenwald, Jahrgang 1936 und 1937, wären mit dem Stifter in Billerbeck zur Schule gegangen, wenn nicht die nationalsozialistische Unrecht- und Gewaltherrschaft die jüdischen Bürgerinnen und Bürger verfolgt, vertrieben und vernichtet hätte.
Riga als Tatort der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft dringt immer stärker in das historische Bewußtsein der münsterländischen Bevölkerung. Das historische Gedächtnis endet nicht mehr an der jeweiligen Stadtgrenze – nun interessieren neben dem Ausgangspunkt auch der Endpunkt der Deportation und somit die Schicksale der Verschleppten nach dem Verschwinden aus der Heimat. Seit 1989, nach dem Ende der Sowjetunion und der Integration Lettlands in das freie Europa, kann sich zudem ein Gedenken an die Ermordung der deutschen und lettischen Juden in Riga entwickeln. Riga wird zu einem europäischen Gedenkort an die Opfer der Shoah.